Der Hamburger Stadtteilkulturpreis 2014 wurde im Rahmen einer feierlichen Zeremonie in der Freien Akademie der Künste an das Bürgerhaus Wilhelmsburg für das Projekt 48h Wilhelmsburg verliehen. Der Stadtteilkulturpreis ist mit 10.000 Euro dotiert. Der Ideenpreis Stadtteilkultur wurde erstmals vergeben. Er ist mit einem Preisgeld von 3.000 Euro ausgestattet und ging an K3 – Zentrum für Choreographie für die Projektidee zu Die HeldInnenagentur.
Unter Beteiligung zahlreicher Ehrengäste und großem Interesse der Szene ging eine unterhaltsame Preisverleihung über die Bühne, in deren Mittelpunkt die beiden Gewinnerprojekte standen. Die Kultursenatorin Prof. Barbara Kisseler übergab den Stadtteilkulturpreis, den eine unabhängige Jury – bestehend aus Prof. Dr. Gesa Ziemer, HafenCity Universität, Prof. Dr. Gesa Birnkraut, Birnkraut Partner und Annette Stiekele, Hamburger Abendblatt – aus einer Vorauswahl der Preisgeber gewählt hatte. Kompetent moderiert wurde die Veranstaltung von Catarina Felixmüller, Journalistin und Kulturchefin von NDR 90,3.
Preisstifter und Unterstützer der beiden Preise sind die Hamburgische Kulturstiftung, die Gabriele Fink Stiftung, die Patriotische Gesellschaft von 1765 und die Kulturbehörde Hamburg. Die Alfred Toepfer Stiftung F.V.S. unterstützte die Umsetzung. STADTKULTUR HAMBURG, der Dachverband für lokale Kultur und Kulturelle Bildung, ist als Experte und Szenekenner für Konzeption und Durchführung des Wettbewerbs zuständig.
Die Jury beurteilte das Projekt 48h Wilhelmsburg deshalb als besonders preiswürdig, weil es sich um ein neues Format handelt, das eine breit angelegte bürgerliche und öffentliche Beteiligung ermöglicht und gleichzeitig auf Nachhaltigkeit konzipiert ist. Die originelle Idee eines interkulturellen Festivals an verschiedenen öffentlichen Orten bietet die Chance für eine Vernetzung in den Stadtteil hinein und ist Symbol und Modell für den Sprung über die Elbe. Die Jury möchte mit der Vergabe des Hamburger Stadtteilkulturpreises 2014 an 48h Wilhelmsburg dazu beitragen, dass das Format erhalten bleibt und sich weiterentwickeln kann.
Stolze Preisträger im Publikum, Foto: Jo LarssonAuthentisch, kollektiv und experimentierfreudig: 48h Wilhelmsburg ist kein Festival im klassischen Sinne: Es gibt kein kuratiertes Programm. Die Konzertformate sind so vielfältig wie die Akteure selbst. Seit 5 Jahren bespielen Musikerinnen und Musiker jeder Kultur, aller Genres, Professionalisierungs- und Altersstufen ihre Nachbarschaft. Alle eint der Bezug zum Stadtteil. In öffentlichen Planungsrunden – den „48h Zirkeltreffen“ – gestalten sie gemeinschaftlich das Programm. Jede/r, die/der auf den Elbinseln wohnt oder arbeitet, kann mitmachen, alles was realisierbar ist, wird umgesetzt. In diesem Jahr, vom 13. bis 15. Juni, sind es 160 Bands an 60 Orten.
Bei der Projektidee Die NachbarschaftsheldInnen – Die HeldInnenagentur handelt es sich, so die Jury, um eine besonders ausdifferenzierte Idee, die Performance und eigene künstlerische Arbeit der Mitwirkenden verbindet. Insbesondere der hohe emanzipatorische Charakter für die Beteiligung der Kinder und der Grad der Vernetzung mit Bürgerinnen und Bürgern im Stadtteil macht die originelle, wenig konventionelle Projektidee preiswürdig. Die Verwirklichung des Projekts kann einen Impuls für die nachhaltige Entwicklung im Stadtteil setzen und ist auch auf andere Stadtteile übertragbar, meint die Jury.
Im Fokus des Projekts steht das künstlerische und spielerische Erkunden des Stadtteils, der die beiden Projektpartner Stadtteilschule Winterhude und K3 – Zentrum für Choreographie auf Kampnagel umgibt: Die SchülerInnen entdecken zunächst Menschen, Orte und Geschichte(n) ihrer Nachbarschaft. Auf Grundlage dieser Nachbarschaftsrecherchen entsteht ein choreographisches Projekt, in dem die SchülerInnen künstlerische HeldInnentaten begehen und damit ihre „Ausbildung“ zum/zur NachbarschaftsheldIn abschließen. Darauf aufbauend erfolgt anschließend die Gründung einer HeldInnenagentur, also eine von den SchülerInnen auf Grundlage ihrer Recherchen entwickelte Anlaufstelle für weitere eigene sowie durch NachbarInnen beauftragte (künstlerische) HeldInnentaten, die sich den Besonderheiten und Problemen des Viertels annehmen.
In der Vorauswahl für die Jury nominierten die Preisstifter und Unterstützer neben dem jetzt ausgezeichneten Projekt 48h Wilhelmsburg weitere neun herausragende Projekte der Stadtteilkultur für den Hamburger Stadtteilkulturpreis (in alphabetischer Reihenfolge): Altona macht auf! (theater altonale), Gartendeck (Gartendeck e.V.), KIKU – Kinderkulturhaus (LOLA Kulturzentrum), Die Kinderbank (FUNDUS THEATER), Platz für alle! – Kulturloge Hamburg (Kulturloge Hamburg e.V.), Kunstklinik Bethanien (Kulturhaus Eppendorf e.V.), Nischengold (Goldbekhaus), Sound in the Silence (MOTTE) und !TSNUK – das Jugendkunstfestival in Langenhorn (Stadtteilschule am Heidberg und ella Kulturhaus Langenhorn). Diese nominierten Projekte zeigen genau wie die Gewinner des Ideenpreises Stadtteilkultur die Qualität und Innovationskraft der Hamburger Stadtteilkultur in besonderer Weise.
Der Hamburger Stadtteilkulturpreis wurde zehn Jahre lang an herausragende lokale Kulturprojekte vergeben. 2012 ist der Preis in eine kreative Pause gegangen und kehrt nun mit einem erneuerten Stifterkreis, einem neuen Bewerbungs- und Auswahlverfahren, einem attraktiveren Preisgeld und dem neuen Ideenpreis Stadtteilkultur in die Hamburger Kulturlandschaft zurück.