Der 14. Hamburger Stadtteilkulturpreis wurde am 25. April 2017 in einer festlichen Veranstaltung vor rund 250 Gästen in der Halle 424 im Oberhafen an die partizipatorische Stadtteilperformance „ALTONA MACHT AUF!“ der theater altonale verliehen. Der größte Preis der Hamburger Stadtteilkultur ist mit 10.000 Euro dotiert.
Im Mittelpunkt des stimmungsvollen Festakts stand das Gewinnerprojekt. Unter den Gästen in der Halle 424 waren neben Vertretern der Stadtteilkultur und der nominierten Projekte zahlreiche hochrangige Vertreter aus Politik, Verwaltung, Gesellschaft und Kultur, die von der Journalistin Birgit Hasselbusch durch die Veranstaltung geführt wurden.
Ein Kurzfilm des Filmemachers Martin D’Costa stellte das Gewinnerprojekt des Stadtteilkulturpreises vor, dessen Initiatoren den Preis aus den Händen des Senators für Kultur und Medien Dr. Carsten Brosda erhielten. Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien: „Stadtteilkultur berührt und begeistert, weil sie Kultur mitten in der Gesellschaft und mitten aus der Gesellschaft ist und die ganze Vielfalt der Kulturen unserer Stadt spiegelt. Mit dem Stadtteilkulturpreis zeichnen wir herausragende Projekte aus, die in besonderer Weise für Teilhabe der Bürgerinnen und Bürger und Mitgestaltung der Stadtgesellschaft stehen. Verankert in Altona, fordert ‚ALTONA MACHT AUF!‘ die Bewohnerinnen und Bewohner auf, zu zeigen, was sie bewegt. Ein beispielhaftes Projekt, das ihnen einerseits die Möglichkeit eröffnet, sich auf ihre ganz eigene Weise in den gesellschaftlichen Diskurs unserer Stadt einzubringen und das andererseits die identitätsstiftende Funktion von Kunst und Kultur zeigt.“
Die Laudatio für das Gewinnerprojekt hielt Robert Hillmanns aus dem zakk Düsseldorf. Zusammen mit Prof. Dr. Gesa Birnkraut von Birnkraut Partner und Stefan Reckziegel vom Hamburger Abendblatt hatte er den Preisträger aus einer Vorauswahl der Preisstifter ermittelt.
Das Gewinnerprojekt: ALTONA MACHT AUF! Wir bleiben hier!
Die Jury beurteilt das Projekt ALTONA MACHT AUF! Wir bleiben hier! der theater altonale als besonders preiswürdig, da es als ein Paradebeispiel für Kultur für alle und Kultur von allen kulturelle Teilhabe im Stadtteil auf besondere Weise ermöglicht. Partizipation für alle Bewohner des Stadtteils wird nicht nur behauptet, sondern durch die vielen Möglichkeiten, sich aktiv einzubringen, wächst das Projekt seit Jahren immer weiter. Der Erfolg von ALTONA MACHT AUF! zeigt sich besonders in der großen Nachfrage auf Seiten der Bewohner und der Besucher und in den vielen Anregungen und Ideen, die mit der Zeit in das Projekt einflossen: So sind Performance, Theater, Tanz, Gesang und weitere Kunst- und Kulturformen gleichberechtigter Teil des Programms, wenn Altona im Sommer Balkontüren und Fenster aufmacht.
ALTONA MACHT AUF! inszeniert das Quartier und stärkt die nachbarschaftliche Vernetzung und den Zusammenhalt. Die nachhaltig positive Wirkung des ausdifferenzierten Konzepts wird unterstützt durch die Einbindung von Coaches – erfahrene Künstler, die den Teilnehmern kostenlos mit Rat und Tat zur Seite stehen. ALTONA MACHT AUF! gelingt es so seit Jahren, privaten Raum zu öffentlichem Raum werden zu lassen und kulturelle Vielfalt abzubilden, wirksam zu machen und zu fördern. Mit der Auszeichnung von ALTONA MACHT AUF! Wir bleiben hier! möchte die Jury diese herausragenden Leistungen würdigen und die Weiterentwicklung unterstützen.
Die Stadtteilperformance ALTONA MACHT AUF! findet seit 2012 jährlich mit großem Erfolg im Rahmen der altonale statt. Unter dem Motto „Sehnsuchtsfenster & Balkontheater“ sind die Bewohner Altonas eingeladen, mit Hilfe eines Teams von Künstlern aus der Nachbarschaft ihre Wünsche und Sehnsüchte auf ihren Balkonen und in ihren offenen Fenstern zu inszenieren. Durch Partizipation und kulturelle Teilhabe setzt sich das Projekt mit den Mitteln der Kunst nachhaltig mit der nachbarschaftlichen Lebenswelt „Altona“ auseinander und fragt: Wie wollen wir im Stadtteil zusammenleben?
Dazu ergänzend der Theaterautor und Mitinitiator Carsten Brandau: „ALTONA MACHT AUF! ist nicht einfach nur ein Performance-Projekt unter vielen – ALTONA MACHT AUF! ist eine Herzenssache. Jedes Mal wieder ist es faszinierend zu sehen, wie die Altonaer mit ihren ‚Sehnsuchtsfenstern & Balkontheatern’ ihren Stadtteil in Bewegung bringen, ihm ihr Gesicht geben und sich miteinander auseinandersetzen.“
„Deshalb freuen wir uns wahnsinnig über diese Auszeichnung, die an alle Aufmacherinnen und Aufmacher geht – denn ohne sie gäbe es dieses Projekt gar nicht! Der Hamburger Stadtteilkulturpreis geht also in diesem Jahr an einen ganzen Stadtteil und seine außergewöhnliche Nachbarschaft: Herzlichen Glückwunsch, Altona!“ ergänzt die Leiterin der theater altonale Tanja Lauenburg.
Das Auswahlverfahren
Von Anfang November 2016 bis Anfang Januar 2017 konnten sich kulturelle Initiativen, Zentren und Vereine sowie Einzelpersonen, die sich in der Stadtteilkulturarbeit in Hamburg engagieren, für den Preis bewerben. Neben Kulturprojekten konnten Kurs- und Veranstaltungsprogramme, Programmbereiche, Veranstaltungsreihen, spezielle Veranstaltungsformate und Festivals, die in besonderer Weise den Qualitätskriterien des Stadtteilkulturpreises entsprechen, eingereicht werden. Über 40 Träger haben sich mit ihren Projekten und Programmen beworben.
In der Vorauswahl für die Jury nominierten die Preisstifter und Unterstützer neben dem jetzt ausgezeichneten Projekt ALTONA MACHT AUF! weitere neun herausragende Projekte der Stadtteilkultur (in alphabetischer Reihenfolge): Das Mitmach-Kunstprojekt Bauen mit Lehm für Groß und Klein vom Bunte Kuh e.V., das Buchprojekt Bergedorf. Das Kinderbuch. vom Kultur- & Geschichtskontor Bergedorf, das berufsvorbereitende Bildungsprojekt und Festival Daughterville vom Lüttville e.V., der performative Spaziergang HORN TO NIGHT im Rahmen von Horn to go vom Theater das Zimmer, das Kölibri Küchenkonzert der GWA St. Pauli, die Literaturreihe Literakula – Bramfeld wird belesen des Bramfelder Kulturladen, die Veranstaltungsreihe MOMENTAUFNAHMEN #1+2 der W3 – Werkstatt für internationale Kultur und Politik e.V., der Kunstausstellungswettbewerb Rahlstedter Publikumspreis des KulturWerk Rahlstedt und das inklusive Theaterprojekt theater 36 von Leben mit Behinderung Hamburg.