Nochtspeicher / Nochtwache wird erstmals Musikclub des Jahres. Karsten Schölermann ist der 10. Ehrenpreisträger.
Zum zehnten Mal wurden im DOCKS die Hamburger Club Awards verliehen. Unterstützt durch die Behörde für Kultur und Medien wurden Preise für herausragende Leistungen in der Livemusikszene vergeben.
In einem Online-Abstimmungsverfahren votierte die Jury aus 78 Bewerbungen in sieben verschiedenen Kategorien für die diesjährigen Preisträgerinnen und Preisträger. Das Entscheidungsgremium formierte sich aus über 120 Personen aus allen Bereichen der Hamburger Musik- und Veranstaltungsbranche, zum Beispiel Clubbetreiberinnen und -betreiber, Veranstalterinnen und Veranstalter, Künstlerinnen und Künstler sowie Vertreterinnen und Vertreter von Labels, Agenturen, Medien, Plattenläden oder Verbänden.
Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien: „Herzlichen Glückwunsch allen zu Recht ausgezeichneten Preisträgern und Preisträgerinnen sowie dem Clubkombinat selbst zum zehnjährigen Jubiläum des Club Award. Der Preis schafft die verdiente Aufmerksamkeit für die Arbeit der Clubbetreiberinnen und -betreiber in Hamburg und würdigt ihr Engagement für eine vielfältige und attraktive Clublandschaft. Die Preisverleihung bietet der Livemusikszene zudem eine gute Plattform zum Austausch. Der Ehrenpreis hätte im Jubiläumsjahr nicht passender vergeben werden können: Was Karsten Schölermann gerade in der zurückliegenden Dekade in seinen verschiedenen Funktionen für die Förderung der Livemusik und Clubkultur – nicht nur in Hamburg – erreicht hat, ist beispielslos.“
Susanne Leonhard, 1. Vorsitzende des Clubkombinat Hamburg e.V., resümiert zur Preisverleihung: „Wer hätte, als es 2010 mit den Planungen für den 1. Club Award im Hafenklang losging, gedacht, dass wir mit der zehnten Ausgabe insgesamt 93 Preisträger auszeichnen konnten. Der Club Award hat sich neben Live Concert Account und Clubstiftung zur festen Säule in der Hamburger Musikspielstättenförderung entwickelt. Wir würdigen öffentlich Jahr für Jahr diejenigen, die sich um die Hamburger Clubkultur verdient gemacht haben. Mit kreativen Konzepten, bestem Programm und professioneller Durchführung von Live-Musik und DJ-Acts. Glückwunsch an alle Preisträger, die in diesem Jahr die Jury überzeugen konnten.“
Vor über 700 geladenen Gästen aus Politik, Kreativwirtschaft, Musik- und Clubszene wurde der begehrte Preis für den Musikclub des Jahres erstmals an den Nochtspeicher l Nochtwache überreicht, der sich knapp vor dem Molotow (Platz 2) und dem Gängeviertel (Platz 3) sowie 12 weiteren Bewerbern in der Hauptkategorie durchsetzte. Der alte Speicher der Niebuhr Schnapsbrennerei hat sich mit einem extrem vielseitigen Livemusik- und Partyprogramm in den Genres Indie, Soul, Blues, Singer/Songwriter, Folk, Pop, Alternative, Country und Rock und vielen nationalen und internationalen Künstlerinnen und Künstlern zu einem Epizentrum der Livemusik auf St. Pauli entwickelt.
Geehrt mit der Trophäe für den besten Fremdveranstalter wurde Viva con Agua ARTS mit der Millerntor Gallery, die knapp vor Rap for Refugees und den Veranstalterinnen und Veranstaltern von Oll Inklusiv landete.
In der Kategorie Festival des Jahres – klein aber fein fand das Sternbrücken Festival (27.07.19) mit dem Fundbureau, Waagenbau und Astra Stube – nach 2017 zum zweiten Mal – die meisten Fürsprecher in der Jury. Diese Koproduktion setzte sich gegen 14 weitere Festivals durch. Auf dem Treppchen landeten auch das Istanbul Music Festival (07. – 09.06.19) von Rap for Refugees im Knust (Platz 2) und das Stellwerk (Platz 3) mit dem 1. Punkrock Hamburg Festival der Welt (09.02.19).
Zum zweiten Mal wurde auch die Kategorie Green Club / Festival des Jahres gekürt. Eine fünfköpfige Expertenjury ernannte das Futur 2 Festival und das Swamp Festival in Moorburg als diesjährige Doppelpreisträger. Beide Festivals sind angetreten, um zu beweisen, das Festivals ökologisch und nachhaltig umgesetzt werden können und setzen dafür u.a. auf Energieautarkie, regionale Produkte und Abfallvermeidung. Das Preisgeld in Höhe von 1.000 Euro sponserte der Energieanbieter Greenpeace Energy eG und wird geteilt.
Für die beste Newcomerförderung des Jahres 2019 wurde zum fünften Mal die Astra Stube ausgezeichnet, die auch im vergangenen Jahr wieder über 150 Newcomer-Bands aus Deutschland, England, den USA und vielen weiteren Ländern einen Platz auf der kleinen Musikbühne unter der Sternbrücke bot. Anlässlich des 20-jährigen Bestehens wurden an über 20 Tagen über 40 lokale Acts eingeladen, um jeder noch so jungen, neuen Band Bühnenerfahrung zu bieten. Wie im Vorjahr landeten das Hafenklang und das Knust in dieser Kategorie auf den Plätzen 2 und 3.
Der Preis für das Konzert des Jahres ging an popup-records für das Reunion-Konzert von Blumfeld am 25.08.19 im Sommer in Altona, das sich gegen 13 weitere Konzerte durchsetzte. Auf Platz 2 landeten Neonschwarz (10 Jahre Gängeviertel) am 23.08.19 im Gängeviertel und auf Platz 3 die JazzLab Sommersause (11.06.19) im Schanzenzelt.
Ausgezeichnet mit dem Award für den besten neuen Club wurde der TONALi Saal, der seit 2018 mit jährlich über 50 Konzerten und Kleinkunst im Grindel präsent ist und mit neuen Konzertformaten für klassische Musik experimentiert.
Auch die Clubnacht des Jahres wurde prämiert: Hier setzte sich der Monkeys Music Club mit der Inklusionsdisko Tanzbar der Barner16 vor der MS Stubnitz mit Reflektor Nils Frahm und dem Uebel & Gefährlich mit Urknall durch.
Der Publikumspreis wurde mittels eines Online-Votings ermittelt, an dem sich über 3.000 Clubgängerinnen und Clubgänger beteiligten. Die meisten Stimmen erhielt hierbei erstmals das Molotow, vor dem freundlich + kompetent und dem Hafenklang.
Die Preisträgerinnen und Preisträger erhalten neben der Trophäe Preisgelder in Höhe von insgesamt 11.000 Euro, davon 8.000 Euro bereitgestellt von der Behörde für Kultur und Medien.
Der vom Vorstand des Clubkombinat vergebene Ehrenpreis wurde an Karsten Schölermann verliehen, der nach Einschätzung des Vorstands durch sein Schaffen die Verbandsarbeit entscheidend geprägt hat. Neben dem jahrzehntelangen Betrieb des Knust hat er mit der Gründung und Führung der Clubstiftung, dem Aufbau und der Leitung des Bundesverbands LiveKomm wie auch mit seinem Engagement im Vorstand des Clubkombinats in der Vergangenheit für die Hamburger Clubkultur und ihr Fortbestehen strukturell enorm viel bewegt.
Ebenfalls in Eigenverantwortung des Vorstandes vom Clubkombinat Hamburg e.V. wurde der Negativpreis “Die zerbrochene Gitarre” vergeben. Dieses Jahr ging die Himbeere an die Weltgesundheitsbehörde (WHO). In seiner Begründung (veröffentlicht auf www.clubkombinat.de) verweist der Clubverband unter anderem darauf, dass mit den im Oktober 2018 von der WHO veröffentlichten Lärmrichtlinien für die europäische Region Geräusche, die von Live-Musikdarbietungen stammen, als „schadhafte Lärmbelästigung“ eingestuft werden.