Im Moment gibt es noch keine Lösungen, um die langfristigen Folgen der Coronakrise für den Kulturbereich einzudämmen. Für die Kulturpolitik bedeutet das einen Kampf zwischen Marktlogik, Infrastruktur und Gerechtigkeit, um freie und öffentliche Einrichtungen gleichermaßen zu unterstützen, meint Tobias J. Knoblich.
Kultur Management Network: Lieber Herr Knoblich, seit unserem letzten Interview sind vier Monate vergangen. Wie ist im Moment die Situation?
Tobias J. Knoblich: Die Situation ist ein bisschen besser geworden, was die Praxis anbelangt. Wir können zum Beispiel wieder Veranstaltungen genehmigen. Die Krise dauert aber länger als gedacht und die Rechtsgrundlagen sind noch immer nicht besonders kulturaffin bzw. teilweise widersprüchlich. Das bedeutet, dass wir strenge Auflagen und Begründungszusammenhänge beachten müssen, und das ist sehr aufwendig.
Auf der anderen Seite, um auch das Positive zu beleuchten, wird all das, was tatsächlich stattfinden kann, sehr gut angenommen. Zum Beispiel haben hier in Erfurt die Bachwochen, das Club-Café Franz Mehlhose und das Kunst- und Musikfestival Molsdorfer Kultursommer gemeinsam die Veranstaltungsreihe 20ff – twenty fast forward mit verschiedenen Formaten entwickelt. So gab es Konzerte im kleinen Rahmen, die kürzer und dafür häufiger stattfanden, oder auch ein Stummfilmkino. Da das Angebot extrem verknappt ist, sind die Leute froh, dass sie etwas Originelles und vor allem Analoges erleben können.