Menschen jeden Alters nutzen YouTube, manche sogar als primäre Informationsquelle. Deutschsprachige kulturelle Inhalte sind auf der Plattform aber rar gesät, obwohl sie Raum für jede Idee und jedes Thema lässt. Ein Beitrag von Kristin Oswald in der Themenreihe „Digitale Formate“ auf kulturmanagement.net.
Markus Gasser sitzt in seinem Arbeitszimmer. Hinter ihm eine rote Couchecke, ein Triptychon, eine Blumenvase. Er spricht über Fake News, Überwachung und über George Orwell, dessen Buch „1984“ in der Hand. Das Buch ist voller Zettel und Anmerkungen, doch er braucht sie eigentlich nicht. Denn Gasser ist Experte, Dozent für Literatur an der Universität Innsbruck – und erfolgreicher YouTuber. Sein Kanal „Literatur ist alles“ hat über 10.000 Follower*innen.
Mehrmals pro Monat veröffentlicht er Videos, manche 15 Minuten lang, andere beinahe zwei Stunden. Voller Begeisterung spricht er über Bücher, setzt sich selbst dabei thematisch keine Grenzen – und die Zuschauer*innen danken es ihm.
„Wenn man bis zu 40.000 Menschen erreichen kann, wie bei meinem Orwell-Video, und das mit Videos mit einem hohen, beinahe akademischen Niveau, dann haben wir ein Publikum vor uns, das wir bisher einfach unterschätzt haben“, sagt Gasser. Und auch, dass „die Zeit der Gatekeeper-Institutionen abgelaufen sein könnte, die den Leuten sagen, welche Literatur sie konsumieren sollen.“