Die aktuelle Ausgabe der Kulturpolitischen Mitteilungen zeigt unterschiedliche Perspektiven auf Erinnerungskultur auf. Viele althergebrachte kulturelle Ideale geraten im Kontext einer Gesellschaft der Vielfalt unter Legitimationsdruck.
Jahrzehntelang unhinterfragte Denkmäler, Orts- oder Straßenbezeichnungen stehen plötzlich im Mittelpunkt öffentlicher Konflikte, da sie nicht selten Ausdruck eines mitunter bewusst idealisierten oder zumindest fehlinterpretierten deutschen Geschichtsverständnisses sind. Es braucht eine Etablierung alternativer Leitbilder vielfältiger Erinnerungskulturen, die die verschiedenen Seiten von Vergangenheit in den Blick nehmen.
Eine „neue Erinnerungskultur“ für eine Gesellschaft der Vielen ist das Gebot der Stunde: Eine Horizonterweiterung, die sowohl mögliche blinde Flecken als auch unterschiedliche Facetten von Dekolonialisierung bis zu postkolonialen und postmigrantischen Ansätzen als Erweiterung der vorwiegend deutschen, nationalgeschichtlich und eurozentristisch geprägten Erinnerungskultur berücksichtigt – mit dem Ziel, ein ebenso vielschichtiges wie selbstkritisches Geschichtsbewusstsein zu etablieren, Dissonanzen offenzulegen und vor allem jene Gruppen sichtbar zu machen, die beim öffentlichen Erinnern der Mehrheitsgesellschaft bisher marginalisiert oder vielleicht sogar vollkommen vergessen werden.
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