Der Deutsche Kulturrat, der Spitzenverband der Bundeskulturverbände, legt ein Diskussionspapier zur anstehenden Diskussion um die Öffnung des Kulturbereiches vor. Er wendet sich damit vor allem an Länder und Kommunen, da sie die für die Schließung oder die Öffnung von Kultur- und Bildungseinrichtungen zuständig sind.
Mit der Öffnung von Kindertagesstätten und Schulen sollten Einrichtungen der kulturellen Bildung ebenfalls wieder öffnen können. Der weitere Kulturbereich muss spätestens dann seinen regulären Betrieb wieder aufnehmen können, wenn Handel und Dienstleistungen wieder öffnen.
Der Deutsche Kulturrat unterstreicht, dass der Kulturbereich, seien es öffentliche Kultureinrichtungen oder kulturelle Bildungseinrichtungen, privatwirtschaftliche Unternehmen sowie Künstlerinnen und Künstler und Kulturvereine, in den letzten Monaten mit viel Solidarität auf die Erfordernisse aufgrund der Corona-Pandemie reagiert hat. Es wurden harte wirtschaftliche und künstlerische Einschnitte hingenommen. Der Schutz der Gesundheit von Besucherinnen und Besuchern, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aber auch ehrenamtlich Engagierten ist vordringlich. Es wurde und wird daher verantwortungsbewusst gehandelt.
Das Live-Erleben von Kunst und Kultur – unabhängig von der künstlerischen Ausdrucksform – ist jedoch durch kein digitales Angebot ersetzbar. Das trifft ebenso für Kulturorte als Begegnungsorte zu. Der Lockdown zeigt, wie sehr Menschen einander und die Gemeinschaft brauchen.
Der gesamte Kulturbereich braucht jetzt Perspektiven zur Öffnung. Sie werden auch benötigt, um mit Zuversicht die Zeit des Lockdowns meistern zu können.
Der Deutsche Kulturrat fordert daher:
- Ein schrittweises Vorgehen. Jetzt müssen Öffnungsperspektiven geschaffen werden, damit die Einrichtungen und Unternehmen einen entsprechenden Vorlauf und hinreichende Planungssicherheit für die Wiedereröffnung des Kulturbereiches haben. Dabei ist von einer schrittweisen Öffnung der Institutionen und Unternehmen sowie einer Wiederaufnahme der Angebote aus dem Kulturbereich auszugehen.
- Hygienekonzepte. Die privaten und öffentlichen Kultureinrichtungen haben in den vergangenen elf Monaten ausgefeilte Hygienekonzepte entwickelt. Sie haben Investitionen in Lüftungsmaßnahmen, online-Ticketsysteme, veränderte Bestuhlung, Leitsysteme für Besucherströme, Begrenzung der Besucherzahlen, sanitäre Anlagen und anderes mehr getätigt, um die Einrichtungen sicher zu machen. Diese Maßnahmen erstrecken sich auf die Besucherinnen und Besucher sowie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Weitere Auflagen müssen mit Augenmaß und unter Einbeziehung der Expertise aus dem Kulturbereich erfolgen.
- Wirtschaftlichkeit. Vorgaben zur Öffnung von Kultureinrichtungen müssen im Grundsatz einen wirtschaftlichen Betrieb ermöglichen. Zu rigide Vorschriften und enge Auflagen, zu niedrige Auslastungsgrenzen konterkarieren die Öffnungsperspektiven. Auch gilt es, geeignete Maßnahmen zu entwickeln, um private und öffentliche Kultureinrichtungen in der Öffnungsphase zu unterstützen, damit sie als Arbeit- und Auftraggeber auftreten und damit Impulse in den Kulturbereich hinein setzen können.
- Herausforderung Föderalismus. Über das Wie der Öffnung im Kulturbereich sind bundesweite einheitliche Regelungen wünschenswert, damit Öffnungsstrategien in den verschiedenen künstlerischen Sparten und Kulturorten entwickelt werden können. Vor allem für privatwirtschaftliche Kulturunternehmen sind darüber hinaus bundesweit einheitliche Öffnungstermine erstrebenswert.
- Bundesweite Werbekampagne „Wir sind wieder da!“. Generell sollte durch eine bundesweite Werbekampagne auf die Wiedereröffnung von Kultureinrichtungen aufmerksam gemacht werden, um zu zeigen, dass die Kultur wieder im Spiel ist.
Der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, Olaf Zimmermann, sagte: „Es kommt jetzt darauf an, dem Kulturbereich realistische Öffnungsperspektiven zu geben, damit die Planungen für das laufende Jahr weitergeführt werden können. Kultureinrichtungen und -unternehmen können sich nicht weiter von Vertröstung zu Vertröstung der Ministerpräsidenten und der Bundeskanzlerin hangeln. Wir erwarten von dem Treffen der Ministerpräsidentinnen und -präsidenten mit der Kanzlerin am Mittwoch, dass der Kulturbereich eine klare Perspektive aufgezeigt bekommt, unter welchen Bedingungen wer wann wieder öffnen kann. Wir brauchen jetzt Klarheit, ab welchem Zeitraum wieder Verträge geschlossen und Aufträge vergeben werden können. Wir brauchen ein klares Signal, dass die Kultur sehr bald wieder im Spiel ist.“
Auf: www.ndr.de