STADTKULTUR HAMBURG, der Dachverband der lokalen Kultur und kulturellen Bildung, warnt davor, dass die Hamburger Stadtteilkultur schon bald in eine existenzgefährdende Lage gerät, wenn sie keine angemessene Unterstützung erhält, um die infolge des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine explodierenden Betriebskosten aufzufangen. Der Dachverband schätzt, dass die Einrichtungen der Stadtteilkultur – Stadtteilkulturzentren, Bürgerhäuser, Geschichtswerkstätten etc. – für Betriebskosten etwa das Dreifache bisheriger Summen aufwenden werden müssen. Ohne eine deutliche Anhebung der Förderungen wird die Stadtteilkultur ihre Arbeit nicht ohne weiteres fortsetzen können und bald am Boden liegen.
Die dramatische Entwicklung der Energiekosten trifft auf eine Stadtteilkultur, die bereits vor Coronakrise und Ukrainekrieg äußerst prekär aufgestellt war. Die finanziellen Herausforderungen durch die Corona-Einschränkungen und den Lockdown haben viele Einrichtungen der Stadtteilkultur schließlich finanziell, personell und emotional erschöpft zurückgelassen. Über viele Jahre hat es zwar immer einmal wieder Erhöhungen der Förderungen gegeben, diese aber erreichten längst nicht alle Einrichtungen und konnten auch vor 2020 die steigenden Kosten nicht auffangen.
Die dynamische Anpassung der institutionellen Förderung von jährlich 1,5% lag bereits vor Corona unter der realen Steigerung der Kosten z.B. durch Tariferhöhungen und allgemeine Preisentwicklung und reichte damit nicht aus, um vorhandene Strukturen zu erhalten und den Programmauftrag weiterhin ohne Einschränkungen fortsetzen zu können. De facto bedeutet eine gleichbleibende Förderung der Stadtteilkultur deshalb eine deutliche Kürzung der Mittel. In diesem Herbst und Winter kommt eine Förderung, die nicht um einen erheblichen Faktor erhöht wird, einem Schlag gegen die Stadtteilkultur gleich.
Bereits seit Jahren kämpft die Stadtteilkultur dafür, ihre Beschäftigten fair bezahlen zu können, um auf dem Arbeitsmarkt konkurrenzfähig zu sein und Nachwuchs für Stellennachbesetzungen gewinnen zu können. Dieser Prozess der Neubewertung der Stellen kommt auf Seiten der Stadt aber bereits seit Monaten nicht mehr voran.
Die Einrichtungen und Initiativen der Stadtteilkultur verfügen über ein Potenzial, das für den Transformationsprozess der Stadtgesellschaft von dauerhaft großem Wert ist. Seit gut 50 Jahren fördert und gestaltet die Stadtteilkultur das Zusammenleben in den Quartieren, sie gewährleistet kulturelle Teilhabe, ermöglicht Begegnung, bringt Bildungsgerechtigkeit und Chancengerechtigkeit voran. Um dieses Potenzial weiter nutzen und entwickeln zu können, muss die Hamburger Stadtteilkultur nachhaltig so ausgestattet werden, dass sie aktuellen und künftigen Aufgaben und Krisen stabil begegnen kann. Eine Stadtteilkultur, die in jeder Hinsicht ausgelaugt und erschöpft ist und die ihre Kosten nicht mehr decken kann, wird zur Resilienz der Gesellschaft wenig beitragen können.