Die Soziokultur ist geübt darin, flexibel auf neue Herausforderungen zu reagieren, kreativ Wege zu finden. Doch derzeit brennt vielen Aktiven die Frage unter den Nägeln, wie es weitergehen kann. Die Unsicherheit ist vielschichtig. Wie lassen sich die großen Aufgaben gemeinsam bewältigen? Woher die Kraft nehmen? Die neue SOZIOkultur, das Magazin des Bundesverbandes Soziokultur, widmet sich diesen Fragen mit dem Thema „Strategien“.
Beeindruckend und gleichzeitig inspirierend ist, wie landauf landab experimentiert wird: So ist Upcycling das Motto das Swane-Cafés in Wuppertal. Es verbindet Kultur und Begegnung mit Projekten, bei denen Handwerker*innen aus dem Senegal mit traditionellen Techniken Möbel herstellen. Auf Mobilität setzt das Fabmobil, ein fahrendes Kunst- und Designlabor in den ländlichen Regionen Sachsens: Ein Doppeldeckerbus, mit Digitaltechnik und Werkzeugmaschinen ausgestattet, vermittelt digitale Technologien wie 3D-Druck, Virtual Reality, Robotik und Programmierung. Eine besondere Metamorphose ist im Flensburger Norden zu beobachten: Der leerstehende Sultanmarkt wandelte sich zu einem lebendigen interkulturellen Ort für Kunst, Kultur und Bildung – dem ex-Sultanmarkt. Ankerpunkt zu werden ist das Credo des Maßstabwerks in Schweina, die Fantasie spielen zu lassen Ausgangspunkt des Projekts „Wasser Kunst“ des KIKU Lohbrügge und die Branche zu reformieren der Anspruch von Höme, dem Netzwerk für Festivalveranstaltende.
Neue Ansätze modernisieren auch die Kulturpolitik: Dass „gerade in Zeiten des Umbruchs […] freie Kultur Wesensmerkmal, Identitätsstifter und Impulsgeber der Demokratie“ ist, versichert Markus Blume, Bayerischer Staatsminister für Wissenschaft und Kunst. Offensiv und konstruktiv geht Hessen die aktuellen Fragen an: Der im Februar verabschiedete „Masterplan Kultur“ „ist der erste Kulturentwicklungsplan eines Bundeslandes, der in einem so umfassenden Prozess so dezidiert die Herausforderungen der Pandemie und die aktuellen Fragen der Kulturpolitik bündelt und realistische Lösungen skizziert“, so Angela Dorn, Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst.
Mit der Frage „Etwas Sahne dazu?“ hat der Landesverband Soziokultur Sachsen – in Vorbereitung der Landtagswahlen – ein Rezeptbuch für gelingende soziokulturelle Arbeit vorgelegt. In Thüringen können sechs soziokulturelle Zentren mit Strukturförderung modellhaft an den Start gehen. Der Landesverband Soziokultur Niedersachsen hat mit der Tagung „Freiraum zum Denken“ ein Podium für Austausch und Visionen geschaffen, das ausgehend vom freien Assoziieren über kreative Gemeinschaftsarbeit bis zu konkreten Veränderungsschritten gelangte. Seit langem hat er sich auch der Fonds Soziokultur aus der Produktionslogik von Projektförderung lösen dürfen und mit „Profil: Soziokultur“ ein Programm umgesetzt, das die Transformation von Organisationen ermöglichte.
Freiheit für den Elefanten im Raum fordert Peter Grabowski: eine Neubestimmung des Kulturbegriffs und der Prinzipien staatlicher Kulturförderung. „Es gibt in Deutschland einen Verfassungsauftrag zum Schutz und zur Förderung der Kultur und die dafür vom Staat aufgewendeten Mittel sich rechtlich erst dadurch legitimiert, dass sie einen essenziellen Beitrag zum Gemeinwohl finanzieren.“, so der Fachjournalist für Kulturpolitik.
Um mit Kultur die Demokratie zu stärken braucht es Strategie und Taktik. Da ist dringend geraten, dass Kommunal-, Landes- und Bundesebene Hand in Hand gehen.
Auf: www.soziokultur.de