Die Hamburger Stadtteilkultur befindet sich in einer existenzbedrohend schwierigen Lage. Stetig steigende Kosten bei seit Jahren gleich bleibender Förderung machen es den Einrichtungen und Initiativen immer schwerer, ihre wachsenden gesellschaftlichen Aufgaben zu erfüllen. Alleine den Stadtteilkulturzentren fehlen 1,37 Millionen Euro, um die dringendsten Bedarfe zu decken und ihr Angebot aufrecht zu erhalten.
Auch Bürgerhäuser, Geschichtswerkstätten und freie Initiativen sind trotz großer Wertschätzung von allen Seiten in großer Not. Deshalb müssen für die Stärkung der Stadtteilkultur künftig auch andere Behörden in die Pflicht genommen werden, denn die Stadtteilkultur reicht in ihrer Wirkung weit über den Aufgabenbereich der Kulturbehörde hinaus.
Die Stadtteilkultur hat einen hohen Wert für Hamburg. Als demokratischste aller Kulturformen gelingt es ihr, Ausgrenzung durch Teilhabe zu ersetzen, demokratische Werte mit Leben zu erfüllen und werteorientierte Kulturformen und konstruktive Diskurse zu fördern.
Das Schaffen umfassender Bildungschancen ist Grundpfeiler einer lebendigen, funktionierenden Demokratie, denn Bildung ist das entscheidende Mittel gegen Ausgrenzung. Die stadtteilkulturellen Einrichtungen und Initiativen ermöglichen Zugänge zu kultureller Bildung und eröffnen damit Wege zu einer inklusiven Gesellschaft der Vielfalt, die jede und jeder mit eigenen Stärken, Interessen und Welt-Sichten mitgestalten kann.
Stadtteilkultur hat vielfältige Strategien entwickelt und lange erprobt, um verschiedenste Bevölkerungsgruppen zusammenzubringen und eine an Gemeinsamkeit orientierte Mitgestaltung an Kultur und Gesellschaft zu entwerfen, die eine starke und wachsende Akzeptanz und Resonanz findet. Diese Strategien helfen, fundamentalistischen Gruppierungen jeder Couleur den Boden zu entziehen und vermitteln demokratische Werte auf der Basis eines gelingenden Miteinanders.
Doch die Stadtteilkultur wird nur überleben und ihre wachsenden Aufgaben bewältigen können, wenn die Stadt sie mit ihren großen Problemen nicht im Regen stehen lässt und sich finanziell klar zur Bedeutung der Stadtteilkultur für den Zusammenhalt der Gesellschaft bekennt. Die Stärkung der Stadtteilkultur ist eine wichtige Investition in die Zukunftsfähigkeit einer weltoffenen, internationalen Stadt und deren Lebensqualität – für alle darin lebenden Menschen und deren Besucher.
Der Dachverband STADTKULTUR HAMBURG hat sich deshalb mit konkreten Forderungen für die Koalitionsverhandlungen an SPD und Grüne gewandt, sie auf die dramatische Lage in der Stadtteilkultur aufmerksam gemacht und sie aufgefordert, die demokratischste aller Kulturformen unserer Stadt nicht im Regen stehen zu lassen.