Der Deutsche Kulturrat setzt die Hamburger Stadtteilkultur auf die Rote Liste der bedrohten Kultureinrichtungen. Die Hamburger Stadtteilkultur befindet sich in einer existenzbedrohend schwierigen Lage. Stetig steigende Kosten machen es den Einrichtungen und Initiativen immer schwerer, ihre wachsenden kulturellen und gesellschaftlichen Aufgaben zu erfüllen. Die kürzlich angekündigte Erhöhung der Mittel für die Stadtteilkultur um insgesamt 800.000 Euro deckt nur einen kleinen Teil der wirklichen Bedarfe: Der Verband STADTKULTUR HAMBURG hatte mindestens 3,9 Millionen mehr für die Einrichtungen, Initiativen und Projekte der Stadtteilkultur gefordert. Der Deutsche Kulturrat hat die Hamburger Stadtteilkultur nun in dieser Woche auf die Rote Liste der bedrohten Kultureinrichtungen gesetzt – in der Kategorie „Vorwarnung“.
Mit der Roten Liste bedrohter Kultureinrichtungen, einer Analogie zu den bekannten »Roten Listen« bedrohter Tier- und Pflanzenfamilien, stellt der Deutsche Kulturrat regelmäßig gefährdete Kulturinstitutionen, -vereine und -programme in den Fokus, um auf die Gefährdung aufmerksam zu machen – und diese möglichst abzuwehren. Die Hamburger Stadtteilkultur, deren Potentiale angesichts der aktuellen gesellschaftlichen Herausforderung der Integration der Zuwanderer und der Veränderungen und Polarisierungen in der Gesellschaft besonders dringend benötigt werden, hatte immer wieder öffentlich darauf aufmerksam gemacht, dass die Fördermittel in den meisten Fällen bei Weitem nicht einmal ausreichen, um die festen Kosten zu decken, während für Programmangebote und kulturelle Projekte erst weitere Mittel eingeworben werden müssen – was wiederum oft an fehlenden personellen Ressourcen scheitert. Insgesamt verteilen sich die Mittel aus der sogenannten Rahmenzuweisung Stadtteilkultur von jährlich etwa 5,8 Millionen Euro auf 28 geförderte Stadtteilkulturzentren und zahlreiche weitere Einrichtungen, Initiativen, Projekte und Geschichtswerkstätten. Inzwischen ist in vielen Einrichtungen eine solch prekäre Lage entstanden, dass viele Aufgaben nicht mehr erfüllt werden können und Angebote abgebaut werden, derer die Internationale Stadtgemeinschaft dringend bedarf. Zum Teil wird Personal, das in der Regel bereits seit Langem mit vielen unbezahlten Überstunden und noch mehr Idealismus die Einrichtungen am Laufen hält, entlassen werden müssen.
Für eine Metropole wie Hamburg reicht ein Leuchtturmprojekt wie die Elbphilharmonie nicht aus. Die kulturelle Strahlkraft zeigt sich erst in der flächendeckenden Kultur für alle in der gesamten Stadt. STADTKULTUR HAMBURG, der Dachverband für Lokale Kultur und Kulturelle Bildung, ersucht deshalb die Politik, die Vorwarnung des Deutschen Kulturrates ernst zu nehmen. Die Stärkung der Stadtteilkultur muss als eine wichtige Investition in die Zukunftsfähigkeit einer weltoffenen, internationalen Stadt und deren Lebensqualität so realisiert werden, dass die Potentiale der Stadtteilkultur bewahrt und erweitert werden können – für alle in Hamburg lebenden Menschen und ihre Besucher.
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