Der mit insgesamt 18.000 Euro dotierte „Innovationspreis Soziokultur“ des Fonds Soziokultur geht in diesem Jahr an gleich drei herausragende Projekte, die sich dem Thema „Heimat“ widmeten. Aus insgesamt elf nominierten Projekten aus ganz Deutschland hat die Jury Ende August 2020 in Hannover nun ausgewählt.
„Kabul – Homeland and Hell“ der Künstlergruppe „Das letzte Kleinod“ aus Geestenseth in Niedersachsen erhält den mit 10.000 Euro dotierten ersten Preis. Deutsche Soldaten und afghanische Geflüchtete aus dem Kreis Cuxhaven berichteten für das Theaterprojekt von ihren persönlichen Erfahrungen in dem vom Krieg erschütterten Afghanistan. Gemeinsam mit Laien und professionellen Schauspielen aus Deutschland und aus Afghanistan entstand aus den Geschichten ein Theatertext, der beider Perspektiven auf die Bühne gebracht hat. Das Projekt ist eine äußerst mutige Auseinandersetzung mit dem Heimatbegriff, der neben Annäherung ebenso Gewalt, Angst und Abstand meinen kann.
Der zweite Preis und damit 5.000 Euro werden an das Projekt „Idealstadt“ der Gruppe „Ruhrorter“ aus Mülheim an der Ruhr verliehen. Heimat geschieht durch die Erzählung eines guten Zusammenlebens aus Sicht von Stadtbewohner*innen. „Idealstadt“ ist Interview- und Utopieprojekt und mündete in Radio-Inszenierungen in einem leerstehenden Wohnblock sowie in Privatwohnungen. Zur „idealen Stadt“ als respektvolles Zusammenleben äußern sich Anwohner*innen, eine Soziologin, Ladenbesitzer*innen oder der Stadtplaner Mülheims. „Idealstadt“ bringt „Heimat“ als gelebte Gegenwart sehr vielstimmig und feinsinnig auf den Punkt.
Der mit 3.000 Euro dotierte dritte Preis geht an den Verein „Ideenwerkstatt Dorfzukunft“ für das Projekt „Inspirationsdörfer“. Bad Münder und Flegessen, Hasperde und Klein Süntel – hier entstehen reale Utopien mit Bewohner*innen zur Zukunftsfähigkeit ihrer Dörfer. Sie reichen von S-Bahn-Anschluss bis Solar-Energie, Kunstangebot und Repair-Café. Mit „Inspirationsdörfer“ gelang dem „Ideenwerkstatt Dorfzukunft e.V.“ Nachhaltigkeit, Kultur und Alltagspraxis zu verbinden und viele Ideen bereits umzusetzen. Das Projekt zeigt das große Potenzial der Expert*innen des Alltags und ermöglicht den Transfer in andere Regionen.
Der Fonds Soziokultur ist einer von sechs Bundeskulturfonds. Er fördert beispielhafte Projekte, in denen Menschen durch kulturelle und künstlerische Aktivitäten soziales Zusammenleben mitgestalten. Alle zwei Jahre verleiht er den „Innovationspreis Soziokultur“ zu einem Themenschwerpunkt seiner Projektförderung. Der Preis hebt die besondere Bedeutung soziokultureller Projektarbeit für Teilhabe, Kulturelle Ko-Produktion und gesellschaftliche Entwicklung durch Kultur hervor.