Die diesjährige Woche des Gedenkens Hamburg-Nord steht unter dem Schwerpunkt der Verfolgtengruppe der „Euthanasie“-Geschädigten und Zwangssterilisierten. Im Goldbekhaus findet ein Vortrag mit Gespräch und Diskussionsrunde zur NS-Verfolgtengruppe der Euthanasiegeschädigten und Zwangssterilisierten und ihrem Kampf um Anerkennung und Entschädigung statt.
Das sogenannte „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses” vom 14. Juli 1933 gilt als erstes Rassegesetz in NS-Deutschland und diente bis 1945 als Grundlage für die Zwangsterilisation von etwa 400 000 Menschen, die an einer körperlichen oder geistigen Krankheit litten oder nur im Verdacht einer solchen standen. Der 1. September 1939 markiert den Beginn der systematischen „Euthanasiemorde”. In den „Euthanasie“-Gasmordanstalten und anderen Heil- und Pflegeanstalten wurden etwa 300.000 Menschen durch Gas, Medikamente oder gezieltem Verhungernlassen ermordet.
Margret Hamm, langjährige Geschäftsführerin des 1987 gegründeten Bunds der „Euthanasie”-Geschädigten und Zwangsterilisierten (BEZ) erzählt im Gespräch mit Moritz Terfloth von den Kontinuitäten im Umgang mit den Opfern und die nahtlos anknüpfende gesellschaftliche, rechtliche und politische Stigmatisierung in der Bundesrepublik. Die bis heute andauernde Vorenthaltung einer Gleichstellung mit anderen NS-Verfolgtengruppen nach dem Bundesentschädigungsgesetz und die fehlende Anerkennung als NS-Verfolgtengruppe prägte die Kämpfe der Angehörigen. Ebenso wie die gemeinsame jahrzehntelange Unterstützung und Solidarität unter den Betroffenen und Angehörigen.
Die Veranstaltung läuft im Rahmen der Woche des Gedenkens Hamburg-Nord, sie wird gefördert von der Bezirksversammlung Hamburg Nord und Aktion Mensch.
Auf: www.goldbekhaus.de
Erinnerungskultur vor Ort in den Stadtteilen
Die Hamburger Stadtteilkultur stärkt mit ihren Geschichtswerkstätten und der historischen Auseinandersetzung vor Ort das Geschichtsbewusstsein in den Stadtteilen und arbeitet an einer neuen Erinnerungskultur. Sie fördert dadurch auch die Identifikation der Bewohner*innen mit dem eigenen Stadtteil und beteiligt sie aktiv an der Weiterentwicklung ihres Quartiers.