Programm des Ratschlags 2022
Am 17. November 2022 fand die Tagung des Ratschlags „SUPERKRAFT erschöpft? – Stadtteilkultur und die Krisen“ im Bürgerhauses Wilhelmsburg mit drei Keynotes, zwei Talks und viel Zeit für Austausch und Kennenlernen statt. Von Dienstag, den 22. bis Donnerstag, den 24. November vermittelte dann ein Online-Workshop-Programm Methodenkenntnisse und Handwerkszeug zur Krisenbewältigung.
TAGUNG am Donnerstag, 17. November 2022
Im Bürgerhaus Wilhelmsburg im Großen Saal
12.00 Uhr | Ankommen und MOHLTIED (Imbiss: Suppe, kalte und heiße Getränke) |
13.00 Uhr MOIN – Einführung & Begrüßung durch die Moderatorin Gloria Boateng und Corinne Eichner (STADTKULTUR HAMBURG)
Die Moderatorin Gloria Boateng und Corinne Eichner, Geschäftsführerin von STADTKULTUR HAMBURG begrüßen die Teilnehmer*innen und führen in das Programm ein.
Gloria Boateng ist Lehrerin, Moderatorin, Autorin, Fitnesstrainerin und (Food) Coach. Sie ist zudem Gründungsinitiatorin und erste Vorstandsvorsitzende des gemeinnützigen Bildungsfördervereins SchlauFox e.V. Gloria wurde für ihr ehrenamtliches Engagement mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit der Integrationsmedaille, der Goldenen Bild der Frau und dem Bundesverdienstkreuz der Bundesregierung.
Corinne Eichner ist Geschäftsführerin des Dachverbands STADTKULTUR HAMBURG und Mitglied im Vorstand des Bundesverbands Soziokultur.
13.15 Uhr KEYNOTE: DR. LISA SUCKERT (Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung): Krisen – zwischen neueröffneten Zukünften und dem nostalgischen Wunsch nach Rückkehr
Als „Krisenwissenschaften“ setzen sich die Sozialwissenschaften seit jeher mit gesellschaftlichen Erschütterungen und Umbrüchen auseinander. Was lässt sich aus einem sozialwissenschaftlichen Krisenverständnis für gegenwärtige Entwicklungen lernen? Unter welchen Bedingungen können Krisen einerseits zu Fortschritt und Wandel – also neueröffneten gesellschaftlichen Zukünften – beitragen und wann befördern sie eine Verfestigung etablierter Ordnung oder gar den Wunsch nach Rückkehr in die Vergangenheit?
Dr. Lisa Suckert ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung in Köln, wo sie u.a. den Zusammenhang von Zukunftserwartungen und Krisen aus wirtschaftssoziologischer Perspektive erforscht.
13.45 Uhr KEYNOTE: PROF. DR. JULIUS HEINICKE (Universität Hildesheim): Die Bedeutung von Kultur in der Krise
Die Künste haben oftmals seismographische Fähigkeiten, indem sie früh auf Krisenstimmungen hinweisen. Doch eigenen sich kulturelle Räume ebenso, den Krisen und deren Herausforderungen auf vielfacher Art zu begegnen. Sie können Utopien entwerfen, in ihren Formaten Schmerz, Verlust und dem Tod begegnen, Resilienzen fördern und Allianzen knüpfen. In ihrer engen Anbindung an lokale Räume bergen Stadtteilkulturen hierfür ein besonderes Potenzial.
Prof. Dr. Julius Heinicke ist Kulturwissenschaftler, Inhaber des UNESCO-Lehrstuhls „Cultural Policy for the Arts in Development“ und Leitung des Instituts für Kulturpolitik an der Universität Hildesheim.
14.15 Uhr KEYNOTE: DR. CARSTEN BROSDA (Behörde für Kultur und Medien Hamburg): Nicht die Krise kriegen – Die Zukunft ist weiterhin ungeschrieben
Derzeit wird oft eher gebangt als gehofft: Die Zukunft scheint düster zu werden. Geht uns gar bald das Licht ganz aus? Wortwörtlich oder, noch schlimmer, im übertragenden Sinne? Kultur kann dabei helfen, auch zukünftig nicht nur Gestaltungswillen sondern auch Gestaltungslust zu erhalten. Gerade Stadtteilkultur kann die Bühnen dafür bieten, als Gesellschaft miteinander zu sprechen und aus diesem Gespräch Lösungen für die Herausforderungen der Zukunft zu entwickeln. Es ist durchaus vernünftig, zuversichtlich in die Zukunft zu sehen.
Dr. Carsten Brosda ist seit 2017 Senator der Hamburger Behörde für Kultur und Medien und seit 2020 auch Präsident des Deutschen Bühnenvereins.
14.45 Uhr | Kurze Pause |
15.00 Uhr | TALK – mit den Keynotespeaker*innen und Publikum |
15.30 Uhr | KLÖN-SNACK – Treffen und Austausch mit Kaffee und Kuchen |
16.15 Uhr POLITIK-TALK: Stadtteilkultur in den Krisen
Politiker*innen aus Bürgerschaft und den Bezirken treten mit dem Publikum in den Dialog über die Problemlagen der aktuellen Krisen. Es werden erwartet: Dr. Christel Oldenburg SPD Bürgerschaftschaftsfraktion, Kai Dassow SPD Bezirk Mitte, René Gögge GRÜNE Bürgerschaftsfraktion, Heinke Ehlers GRÜNE Bezirk Harburg, Dr. Kaja Steffens CDU Bezirk Altona, Norbert Hackbusch DIE LINKE Bürgerschaftsfraktion und Rachid Messaoudi DIE LINKE Bezirk Nord.
17.15 Uhr | AUSKLANG mit Büfett und Getränken |
19.00 Uhr | Ende der Veranstaltung |
Der Ratschlag wird moderiert von der Lehrerin, Autorin und Coach Gloria Boateng. Die Veranstaltung wird mit einem Graphic Recording von der Zeichnerin Johanna Benz begleitet.
ONLINE-PROGRAMM vom 22. bis 24. November 2022
Online via Zoom
Dienstag, 22. November 2022
09.45 – 10.00 Uhr MOIN – Die SUPERKRAFT reaktivieren
Begrüßung und Einführung in das Online-Programm mit Corinne Eichner, Geschäftsführerin von STADTKULTUR HAMBURG
10.00 – 11.00 Uhr VORTRAG: Dr. Tobias Glück (Arbeits- und Organisationspsychologe): Führung in Krisen
Den unterschiedlichen Bedürfnissen der Mitarbeiter*innen gerecht werden, sich selbst nicht aus den Augen verlieren, Verantwortung übernehmen und trotz widriger Umstände die Wege zu den verschiedenen Zielen gestalten? Die Anforderungen dafür verschärfen sich in Zeiten von Digitalisierung und multiplen Krisen nochmals. Wie können Geschäftsleitende die Führung in unsicheren Zeiten gestalten, um ihre Mitarbeiter*innen, sich selbst und ihre Organisation zu schützen und vielleicht auch wachsen zu lassen? In diesem Vortrag bietet der Arbeits- und Organisationspsychologe Dr. Tobias Glück einen Blumenstrauß verschiedener Ansätze und Perspektiven an, mit denen diese Herausforderungen vielleicht nicht immer vollständig gemeistert, aber doch leichter bewältigt werden können.
Dr. Tobias Glück ist Arbeits- und Organisationspsychologe mit Fokus auf gesunde Organisationen und Führung, praktiziert als Psychotherapeut und Psychologe und hält an der Universität Wien Vorträge zu Kommunikation und angewandter Gesundheitspsychologie.
11.30 – 12.30 Uhr GESPRÄCH: Christiane Mielke (Landesverband Soziokultur Niedersachsen e.V.): Ist das noch Kultur oder schon Burnout?
In der Kulturbranche zu arbeiten ist schön, aber manchmal auch verdammt hart: Oft schlecht bezahlt, mit vielen Überstunden und der Verantwortung, mit einem knappen Budget Wunder zu vollbringen. Hinzu kommen multiple Krisen. Christiane Mielke arbeitet seit über 30 Jahren in der Soziokultur, ist im Jahr 2020 an Burnout erkrankt und wieder gesundet. Als Regionalberaterin des Landesverbands Soziokultur Niedersachsen begegnen ihr zunehmend Menschen, die sich im oder am Rande eines Burnouts befinden. Deshalb möchte sie einen Raum für das Thema schaffen und dafür sensibilisieren, dass auch in der Soziokultur die Freude am Job in einem „Nichts geht mehr“ enden kann.
Christiane Mielke ist Kulturwissenschaftlerin, Regionalberaterin Süd-Ost Niedersachsen des Landesverbandes Soziokultur Niedersachsen und seit 2019 Geschäftsführerin der Brunsviga in Braunschweig.
19.00 – 20.00 Uhr GESPRÄCH: Ingrid Wagemann (Landesverband Soziokultur Niedersachsen e.V.): Geschichtswerkstätten – Generationswechsel sind immer schwierig
Ein Generationswechsel kann eine große Herausforderung sein – für die, die gehen, für die, die bleiben und für die, die kommen. Die Arbeit in den Geschichtswerkstätten wird von einigen Hauptamtlichen und viel Ehrenamt getragen. Insbesondere das Ehrenamt endet nicht mit der Verrentung.
Wie also die Verantwortung übergeben, auch wenn die Einrichtung dann anders weitergeführt wird? Wie und wen werben wir für neues Engagement und was sind gute Gründe, in unserer Einrichtung mitarbeiten zu wollen? Wie können wir diese Veränderungsprozesse bewältigen und weiterhin erfolgreich arbeiten?
Ingrid Wagemann vom Landesverbandes Soziokultur Niedersachsen kann von ihren Erfahrungen mit Generationenwechseln in der Soziokultur berichten und Anregungen geben für die eigene Praxis.
Ingrid Wagemann ist Sozialarbeiterin und Supervisorin. Seit 2001 ist sie Regionalberaterin des Landesverbandes Soziokultur Niedersachsen und begleitet seitdem Vereine und Initiativen auf ihren Wegen. Schwerpunkte ihrer Beratung liegen im Coaching und in der Teamentwicklung, in Strukturveränderungen- und Organisationsentwicklungen. Im Förderprogramm „sozioK_change“ der Stiftung Niedersachsen hat sie viele Generationswechsel begleitet.
Mittwoch, 23. November 2022
11.30 – 12.30 Uhr VORTRAG: Franziska Mohaupt (Bundesverband Soziokultur e.V.): Wie gelingt nachhaltiges Organisationshandeln?
Für alles muss es Beauftragte geben – jetzt auch noch jemanden für die Nachhaltigkeit? Wie soll das im Alltag einer Einrichtung mit ohnehin knappen Ressourcen funktionieren? Franziska Mohaupt, Referentin für nachhaltige Entwicklung beim Bundesverband Soziokultur, erläutert, wie Organisationen ihren Arbeitsalltag Schritt für Schritt nachhaltiger gestalten können. Denn das ist nicht unbedingt aufwendiger, und der Anfang gar nicht so kompliziert, wie es manchmal scheint.
Franziska Mohaupt ist beim Bundesverband Soziokultur zuständig für das Thema nachhaltige Entwicklung und berät bundesweit soziokulturelle Einrichtungen, wie sie ihre Prozesse nachhaltiger gestalten können.
14.00 – 15.00 Uhr VORTRAG: Mara Bauer und Lena Hansen (Green Events Hamburg): Nachhaltiges und energiesparendes Veranstalten für Einsteiger*innen
Green Events hat unter anderem für die Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft die „Handreichung mit Checklisten für die Praxis einer nachhaltigen Organisation von Veranstaltungen” entwickelt, in der sich Veranstaltende aufgeteilt in 10 Handlungsfelder informieren können, wie Veranstalten nachhaltiger werden kann. In dieser Session auf dem Ratschlag soll es um Tipps im Bereich Klimaschutz und Energiesparen gehen – und darum, wie man auch klein anfangen kann.
Lena Hansen entwickelt, begleitet und steuert als Nachhaltigkeitswissenschaftlerin Kooperationen, die gesellschaftliche Veränderungen zum Ziel haben. Seit 2017 ist sie Teil des Organisationskreises von Green Events Hamburg. Mara Bauer ist bei Green Events zuständig für Netzwerkkoordination und Projektmanagement. Auch sie ist Nachhaltigkeitswissenschaftlerin und hat bislang insbesondere Nachhaltigkeitsprozesse an Hochschulen beforscht und umgesetzt.
15.30 – 16.30 Uhr GESPRÄCH: Mareike Göbelshagen (Bürgerhaus Allermöhe) und Alexander Wilke (Horner Freiheit): Krisenfestigkeit durch faire Bezahlung
Das Bündnis KulturWert fordert faire Tarife für alle. KulturWert ist ein Zusammenschluss von Beschäftigten aus soziokulturellen Einrichtungen und Bürgerhäusern in Hamburg, der sich seit 2018 für faire Bezahlung in der Hamburger Stadtteilkultur einsetzt. Gerade in Krisen wie den aktuellen würde eine faire Bezahlung die Krisenfestigkeit der Einrichtungen extrem stärken, denn sie steigert die Zufriedenheit und Ressourcen besonders für unbekannte und prekäre Umstände und sichert die Zukunft der Mitarbeitenden und der Einrichtungen. Mareike Göbelshagen und Alexander Wilke sind seit den Anfängen des Bündnis KulturWert dabei und wollen den aktuellen Stand der Aktivitäten darstellen, einen Blick in die Zukunft werfen und für neue Mitstreiter*innen werben.
Mareike Göbelshagen ist im Bürgerhaus Allermöhe zuständig für die Programmplanung und stellvertretende Geschäftsführerin. Alexander Wilke leitet das Stadtteilhaus Horner Freiheit und organisiert die Zusammenarbeit der Einrichtungen im Stadtteilhaus.
18.00 – 19.00 Uhr WORKSHOP: Torben Kumar (Meditationslehrer): Die Superkraft bewahren – ein Meditationsworkshop
„Es ist schwieriger die Gedanken zu zähmen als den Wind“ – Meditation hilft uns, die wilden Gedanken zu beruhigen und Stille zu erfahren. Die Teilnehmer*innen bekommen Meditationstechniken an die Hand, die im Alltag schnell und einfach anzuwenden sind, damit die soziokulturelle Superkraft nicht erschöpft.
Torben Kumar wurde die Meditation bereits in die Wiege gelegt, denn seine Eltern lernten sich in einem Meditationszentrum kennen. Während seines BWL-Studiums stellte er fest, dass er einen anderen Weg gehen wollte, und machte an der UTA-Akademie in Köln eine Ausbildung zum Meditationslehrer und anschließend in Hamburg eine weitere Ausbildung zum Hypnosetherapeuten. Heute möchte er die Kraft und Ruhe, die er in den Ausbildungen fand, gerne an andere weitergeben.
Donnerstag, 24. November 2022
10.00 – 11.00 Uhr VORTRAG: Katrin Mercker (Beraterin und Coach): Die eigene Resilienz stärken in Krisenzeiten
Wir erleben krisenreiche Zeiten und wissen oft nicht: Wie weiter? Wie kann Leben noch gelingen angesichts von Krisen? Wie schaffen wir es, uns trotz Erschütterung (immer) wieder aufzurichten? In dieser Session geht Katrin Mercker mit den Teilnehmer*innen auf Entdeckungsreise, zeigt Grundhaltungen und Fähigkeiten auf, die Wege eröffnen können, um Krisen zu überwinden. Fähigkeiten und Haltungen, die wir bereits in uns tragen und vielleicht vergessen haben. Sie gilt es – erneut und verstärkt – in den Blick zu nehmen. Es ist Zeit, einen Resilienzkoffer zu packen, denn: Man muss mit allem rechnen. Auch mit dem Guten.
Katrin Mercker ist Ausbilderin, Biografiearbeiterin und Coach. Sie gibt unter anderem Seminare und arbeitet mit unterschiedlichen kulturellen Institutionen wie zum Beispiel in der Bundesakademie für Kulturelle Bildung in Wolfenbüttel.